Mein Singapur-Aufenthalt neigt sich dem Ende zu; Zeit, noch schnell ein paar praktische Alltagsthemen zu behandeln. Man sitzt ja nicht nur in der Arbeit, im Bus (eher: steht) oder wundert sich über das Fernsehprogramm. Nein, es gibt auch jede Menge grösserer und vor allem kleinerer Probleme zu lösen, zum Beispiel will man nicht verhungern, muss ab und an die Haare geschnitten bekommen oder eben auch – Wäsche waschen. Genau das mache ich im übrigen gerade, als ich diesen Text schreibe.
Wäsche. Die eher langweilige Geschichte meiner Business-Hemden ist schnell erzählt, die landen schonmal aus Prinzip in der Wäscherei und werden von Profis gebügelt. Das Ganze ist ein wenig günstiger als in Zürich (aber nicht viel) und funktioniert wie gewohnt. Erwähnenswert höchstens, dass es in meiner jetzigen Wohnanlage einen Laundry Service gibt, d.h. die Putzfrau nimmt früh den Sack mit den Hemden (und ein Formular) mit und am Abend des Tags darauf hängen die Shirts wieder im Schrank. Super Sache, von zwei Einschränkungen abgesehen. Erstens fehlt ein wenig das persönliche Element, die Dame in der Reinigung bei meiner vorherigen Wohnung war sehr, sehr nett und immer für ein amüsantes Schwätzchen zu haben – in den Genuss komme ich jetzt natürlich nicht mehr. Einschränkung zwei: Ich muss wohl einer der ersten Gäste hier sein, die das Angebot auch nutzen. Als ich nach meinem Einzug das Thema an der Rezeption aufbrachte, löste das erst einmal Verwirrung und hektische Betriebsamkeit aus. Die Formulare waren weg, ein Wäschesack nicht da (inzwischen legt man mir immer einen geklauten aus einem Hotel in die Wohnung) und der Zahlungsmodus unbekannt. Das Verfahren funktioniert mittlerweile so, dass man mir zumindest für ein paar Tage traut, mir die Rechnung an die Hemden heftet und ich am jeweils folgenden Samstag an der Rezeption vorbeigehe und zahle.
Spannender ist das Waschen aller anderen Kleidungsstücke, das mache ich natürlich selbst … und ist bei dem Klima nicht gerade selten notwendig. Erfahrung Nummer eins, in der ersten Wohnung (River Valley Rd): Japanische Waschmaschinen (Bild) sind ziemlich lustig. Und ganz schön anders. Temperatur einstellen? Pustekuchen. Ein extra Fach für das Pulver? Sicher nicht! Zumindest aber die Bedienung gibt keine Rätsel auf. Plastikfaltdeckel des Toploaders, ähm, gefaltet, Wäsche + Waschmittel in die Trommel geworfen, Deckel zu, »ON«, Wassermenge gewählt und »START« angetippt, los geht's. Nach einer dreiviertel Stunde piepst das Maschinchen dreimal und stellt sich ab, fertig. Und obwohl nur mit lauwarmem Wasser gewaschen wird, war das Ergebnis immer ansehnlich.

Was man von den Waschmaschinen in der zweiten Wohnung (Bukit Timah Rd) nicht sagen kann. Fast wie in der Schweiz: das ganze Haus teilt sich hier zwei Maschinen. Überhaupt nicht wie in der Schweiz: die Geräte sind primitiv, brauchen Strom und machen Lärm, aber sonst nicht viel. Die Bedienung ist noch einfacher als die jener japanischen Maschine, man wirft Wäsche und Pulver hinein, stellt per Drehschalter ein Programm ein und schiebt einen (sauteuren) Plastikchip in den Einwurf, los geht's. Die Trommel wird mit bestenfalls handwarmem Wasser aufgefüllt und die Wäsche rund 20-30 Minuten sanft hin- und hergeschunkelt. Kein Wunder, dass da kein Fleck freiwillig verschwindet. Dafür ist die nachfolgende Behandlung im Trockner umso rabiater, unter einer Stunde zehn bei ich-weiss-nicht-wieviel Grad geht nichts. Aber gut: schrumpft die Wäsche auf die halbe Grösse, dann mit ihr auch die Flecken.
Lebensmitteleinkauf. Von fliegenden Händlern und bizarren kleinen Läden in Chinatown oder Little India abgesehen kaufen sich Lebensmittel in Singapur nicht viel anders ein als in Europa auch. Es sind in erster Linie zwei Supermarktketten, bei denen sich der moderne Singapurianer (oder Expat) eindeckt: Cold Storage [1] und Fair Price [2] (dort, z.B. in Tiong Bahru, gibt es manchmal auch noch ein Sportwettbüro als integralen Bestandteil des Ladens …), daneben gibt es Spezialfälle wie ein paar wenige Carrefour-Filialen oder den Marketplace im Keller der Paragon-Mall, bei dem ich Stammkunde bin. Ein paar Besonderheiten stechen beim Wochenendeinkauf in's Auge. Es erwartet einen ein buntes Sammelsurium lokaler und importierter Produkte aus aller Herren Länder, allerdings mit einem Schwerpunkt bei Japan und England. Dann gibt es in manchen Produktgruppen eine verwirrend grosse Auswahl (ein halbes Dutzend Fettstufen, ultrahocherhitzt oder nicht, in mindestens vier verschiedenen Packungsgrössen bei der Milch, etwa), dafür wieder in anderen fast schon gähnende Leere. Recht schwer ist es zum Beispiel, ordentlichen mittelscharfen Senf zu bekommen (verkauft wird fast ausschliesslich scharfer Dijon-Senf und noch viel schärferer englischer Mustard), von Brot oder Wurst wollen wir gar nicht reden. Eine Wüste! Furchtbar. Wäre man hingegen Fan japanischer Fischbällchen oder frischer Prawns, empfände man Singapur wohl als Paradies. Ansonsten nur kleine Wehwehchen, keine Beinbrüche. Haribo wenn überhaupt nur in 100g-Tütchen, leider kein Häagen Dasz »Pralines and Cream«, »Macadamia Nut Brittle« ist aber ein guter Ersatz. Und bei der Margarine unbedingt auf den Aufdruck »Salt Reduced« achten, sonst wird der Frühstückstoast mit Marmelade nicht recht schmecken.
Haarschnitt. Die grössten Anflüge von Frustration im fremden Land habe ich wohl jeweils nach den Besuchen diverser Friseure erleben müssen. Erster Versuch, damals noch im River Valley: Fa Salon in der Mini-Mall Valley Point [3]. Der gute Mann, er wollte unbedingt reden, reden und reden, und mir nebenbei noch ein »günstiges« japanisches Haartonikum (S$140 die Flasche) verkaufen. Einziger Genuss: Haarwäsche durch die bildschöne Assistentin, zunächst mit Einmassieren des Schaums aus einer Art Fahrradtrinkflasche, ohne Becken darunter, im sitzen, mit nachfolgender brutalstmöglicher Kopfhautmassage. Super. Resultat der ansonsten ausgesprochen nervigen Sitzung: Schnitt im Design »Wischmopp«, Haare kaum kürzer, rund S$32 ärmer. Einige Wochen später: in der Edel-Mall Paragon [4], Vive Salon [5] (mit Fotos!), dort zunächst die Frage nach dem gewünschten Können des Friseurs (bei den meisten Salons kann man wählen zwischen erfahreneren, aber teureren, oder weniger erfahrenen, billigeren Ausführenden). Ich sag' noch, Senior muss nicht sein (Fehler), lande bei der herzigen Gina. Nett, ein bisschen schüchtern, Ergebnis: Schnitt »wahnsinniger Wissenschaftler«, Haare kaum kürzer, um die 50 Dollar ärmer, für Singapur ein verdammt stolzer Preis Sorte Touristenfalle. Der schnelle Japaner, z.B. beim Raffles Place, schneidet für S$10. Die anschliessende, eigentlich als Trost gedachte Pizza im »Spageddies« (sic!) erwies sich als beinahe ungeniessbar, der Abend: verdorben. Wiederum später, nochmal Paragon, diesmal die Konkurrenz Action Hair Salon direkt neben dem letzten Laden. Einmal mehr die Frage nach dem gewünschten Können des Friseurs. Schon Stufe zwei (von drei) heisst »Artistic Stylist«. Ich sage, ein Kunstwerk muss es nicht sein, ich will's nur kürzen … aber die Kollegen von Stufe eins sind alle schon im Feierabend. Also den Künstler, Vincent, für den Preis von Stufe eins. Netter Kerl, Ergebnis ansehnlich, weil praktisch unverändert. Nachdem er mit der Schere eine halbe Stunde um mich herumgesprungen ist, gesteht er mir, dass er eigentlich gar nicht wisse was schneiden, es sei doch schon so kurz. Preis: S$60. Uff. Gestern abend dann das erste Mal ein halbwegs brauchbares Resultat, diesmal ausgeführt durch einen »Senior Stylist«, eine namenlose, nicht ganz so herzige, aber dafür geübte Friseurin bei kimage [6] in der Funan DigitalLife Mall [7]. Endlich. Und das für S$35. Geht ja!
[1]
http://www.coldstorage.com.sg/
[2]
http://www.fairprice.com.sg/
[3]
http://www.fraserscentrepointmalls.com/malls/vp/index.asp
[4]
http://www.paragonsc.com.sg/
[5]
http://sg.88db.com/sg/views/postDetails.aspx?PostID=116627
[6]
http://www.kimage.com.sg/salon/
[7]
http://www.funan.com.sg/


